KULTURHAUS
OBERE STUBE

Die Obere Stube weist eine lange und komplexe Bau- und Veränderungsgeschichte auf. Um ihr auf die Spur zu kommen, haben Bauforschung, Archäologie, Dendrochronologie und historische Forschung je das ihre beigetragen. Durch das Verknüpfen der Ergebnisse gelingt es, die Parzellenbebauung vom Mittelalter bis heute nachzuzeichnen.

Auf der Parzelle der heutigen Oberen Stube stand bereits im 13. Jh. ein erstes Gebäude - ein Holzhaus mit Flechtwerkwänden und einem Lehmboden.

Im frühen 14. Jh. entstand in der östlichen Parzellenhälfte ein Steinhaus. Bei der archäologischen Untersuchung kamen die Süd- und Westwand dieses Hauses ans Licht. Die Ostwand ist bis heute im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss erhalten. Ein Brandereignis, vermutlich der überlieferte Stadtbrand von 1347, zerstörte dieses Gebäude.

Ab etwa 1370 muss man sich auf der Fläche des heutigen Gebäudes zwei schmale Häuser nebeneinander vorstellen. Im östlichen Haus entstand 1469 der langschmale Saal mit der gewölbten Decke und den grosszügigen Fenstern.

Keine 30 Jahre später, 1496, entstand aus den beiden bestehenden Häusern ein einziges 14 m breites Gebäude. Es war dreigeschossig und seitlich mit je einem markanten Treppengiebel ausgestattet. Die ehemalige Mittelmauer wurde niedergerissen und stattdessen ein mächtiger Unterzug eingesetzt. Der Saal im ersten Obergeschoss blieb erhalten. Im neu dazugekommenen westlichen Hausteil richtete man eine ähnlich gestaltete Stube ein.

Am Stephanstag 1620 erlegten sich die Gesellen der Kaufleutestube eine Steuer auf, um ein künftiges Bauvorhaben zu finanzieren. Sechzig Jahre später fanden grosse bauliche Veränderungen statt. Die Liegenschaft wurde ab dem 2. Obergeschoss erneuert und der zweigeschossige Dachstuhl entstand. Die Stube für die Zunftoberen erhielt eine geometrisch gestaltete Kassettendecke und ein reich geschmücktes Täfer. Der Abschluss der Baumassnahmen ist dort mit der Jahreszahl 1681 am Täfer und an der Fenstersäule inschriftlich festgehalten.

Im mittleren 18. Jahrhundert wurden gestalterische und statische Vorhaben umgesetzt. Die Erdgeschosshalle erhielt 1744 eine modische Auffrischung mit Grisaille-Malereien. Wenige Jahre darauf baute man im grossen Saal im ersten Obergeschoss die steinerne Fenstersäule ein, welche die Jahreszahl 1751 trägt.

Im 19. Jahrhundert gerieten die Steiner Zünfte in finanzielle Not. Die Zunft zur Rose veräusserte daher ihre Liegenschaft. 1874 übernahm Metzger Heinrich Schnewlin das Haus, welches fortan über 100 Jahre in Familienbesitz blieb. Schnewlins investierten laufend in Ausbau, Technik und Unterhalt des Gebäudes. Sie prägten das äussere Erscheinungsbild der Oberen Stube wesentlich mit und veranlassten 1927 die Neubemalung der Fassade durch Wilhelm Hartung. Auch das prächtige Wirtshausschild entstand in ihrem Auftrag.

Das Ökonomiegebäude (Hinterhaus) entstand ursprünglich als Neben- und Hintergebäude des Hauses Zum Rehbock und gehört erst seit 1956 zur Liegenschaft Obere Stube.

© Miriam Bertschi, Projektleiterin Archäologie Kanton Schaffhausen

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